
SYMPTOME
Trotz großer Ähnlichkeit in der Symptomatik unterscheiden sich Betroffene in der Art, Intensität und Dauer ihrer Symptomatik. Beispielsweise erleiden manche Betroffene hauptsächlich extreme Müdigkeit und Konzentrationsprobleme, während andere vorrangig unter einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Muskelschmerzen leiden.
Psychische Symptome
neuro-kognitive Symptome
- Konzentrationsprobleme (87%) [1]
- Sprachstörungen, z.B. Wortfindungsstörungen, Inkohärente Sprache, Dysarthrie (18%) [1]
- Gedächtnisschwierigkeiten [0]
emotionale Symptome
- Reizbarkeit (78%) [1]
- "depressive Stimmung" (15%) [1]
- Innere Unruhe [2], diffuses Unbehagen [0]
volitionale Symptome
- Reduzierte Selbstdisziplin, fehlendes Durchhaltevermögen [0]
- niedrigere Impulskontrolle [0]
Körperliche Symptome
allgemein
- Extreme Erschöpfung & Müdigkeit (80%) [1]
- Herzklopfen (22%) [1]
- Licht- oder Geräuschempfindlichkeit (9%) [1]
- Kurzatmigkeit [0]
- Einschlafprobleme [2]
- glg. Foodcravings und übersteigerter Durst [2]
grippeähnlich
- empfundene Fiebrigkeit, Schwitzen, Schüttelfrost (78%) [1]
- Allgemeines Krankheitsgefühl, Unwohlsein (47%) [1]
- Hitzewallungen, Gefühl intensiver Hitze [2]
- gastrointestinale Auffälligkeiten wie Stuhlprobleme (frequently occurring changes of stool consistencies) und leichter Harnverhalt (slight urinary hesitation) [2] (wird überarbeitet)
Muskeln
- Muskelschmerzen, Schmerzen in den Beinen (und Armen), schwere Beine (31%) [1]
- Spannen im Rücken und im Nacken (24%) [1]
- Verspanntheit, steife Muskeln (22%) [1]
- Muskelschwäche, wacklige Knie (18%) [1]
- Erhöhte Berührungsempfindlichkeit [0]
- Motorische Koordinationsprobleme [0]
Kopf
- Kopfschmerzen, Druckgefühl im Schädel, ggf. Brainfog (55%) [1]
Augen
- brennende, gerötete Augen (44%) [1]
- getrübte Sicht, verschwommenes Sehen (22%) [1]
- wässrige, irritierte, juckende Augen (27%) [1]
- trockene, empfindliche, schmerzende Augen (20%) [1]
Nase
- verstopfte Nase (31%) [1]
- laufende Nase (33%) [1]
- sneezing [5][2][6] (wird überarbeitet)
Rachen
- trockener Mund, unangenehmer Geschmack im Mund (11%) [1]
- Halsschmerzen, Heiserkeit (11%) [1]
Sichtbare Reaktionen an Genitalien sind nicht bekannt (Waldinger, 2016). [...]

Anmerkung: Die in Klammern aufgeführten Prozentangaben stellen die relativen Häufigkeiten der betreffenden Symptome unter 45 Männern (45 Dutch Caucasian Males) mit Verdacht auf POIS dar, die von Waldinger et al. (2011) zw. Jan-2002 und Mai-2010 im Outpatient Department of Neurosexology in der niederländischen Stadt The Hague untersucht wurden. Angaben von Symptome ohne Prozentangaben stammen aus anderen Quellen.
Verlauf ( Dauer und Intensität )
Eine Krankheitsphase wird als POIS-Attacke (POIS-attack, Waldinger, 2016) bezeichnet und umfasst die symptomatische Zeitperiode zwischen dem Auftreten der ersten Symptome (POIS-onset, Waldinger et al., 2011) nach dem Austritt von Sperma (wg. Ejakulation, Präejakulat, ggf. Morgenerektion, ggf. Druck im Beckenboden) und dem vollständigen Verschwinden der Symptome.
Bei der Mehrheit der Betroffenen (87%) treten die (ersten) Symptome meist in unter 30 Minuten (manchmal innerhalb von Sekunden) nach dem Austritt von Sperma auf, bei 7% jedoch nach etwa 3-4 Stunden und in seltenen Fällen (2%) erst nach einem Tag (M = 64min, SD = 2.8min; Waldinger et al., 2011).
Die Dauer der POIS-Attacke ist inter-individuell (von Person zu Person) verschieden. So dauert eine Krankheitsphase je nach Person etwa zwischen 1 und 7 Tagen (M = 4.6, SD = 2.8; Waldinger et al., 2011). Vereinzelt berichten unsere Mitglieder oder Betroffene in Foren auch von länger andauernden Krankheitsphasen (z.B. in Fällen, bei denen nach dem Austritt von Präejakulat und dem darauffolgenden Auftreten von Symptomen auch nach längerer Zeit keine vollständige Ejakulation erfolgt, Quelle). Auch die Intensität der einzelnen Symptome ist inter-individuell unterschiedlich stark ausgeprägt (Waldinger et al., 2011; vgl. auch POIS Typen, Quelle).
Zudem variiert die Intensität der Symptome intra-individuell, d.h. die Symptomstärke kann bei ein- und derselben Person über die Dauer einer POIS-Attacke hinweg zunehmen und/oder abnehmen. Sie erhöht sich innerhalb einer POIS-Attacke graduell und ist bei 44% der Betroffenen am ersten Tag, bei 51% am zweiten und bei 4% am dritten Tag am stärksten ausgeprägt - und verschwindet relativ plötzlich (Waldinger et al., 2011).
Soweit bekannt, treten die Symptome immer oder fast immer nach dem Austritt von Sperma auf (Waldinger et al., 2011). Über die Jahre hinweg können sich - gemäß verschiedener Erfahrungsberichte von Betroffenen - Änderungen in der Art, Intensität und Dauer der Symptomatik bei einer einzelnen Person ergeben.
Fünf (vorläufige) Diagnosekriterien für POIS (Waldinger et al., 2011)

- Mindestens eins oder mehr der folgenden Symptome treten auf: grippe- bzw. erkältungsähnliche Empfindungen, extreme Erschöpfung oder Müdigkeit, Muskelschwäche, wahrgenommene Fiebrigkeit oder Schwitzen, Stimmungsschwankungen und/oder Reizbarkeit, Gedächtnisprobleme, Konzentrationsprobleme, inkohärente Sprache (incoherent speech), verstopfte oder laufende Nase, juckende Augen
- Alle Symptome erscheinen direkt (z.B. nach Sekunden), zügig (z.B. nach Minuten) oder innerhalb von Stunden nach einer Ejakulation, die durch Sex und/oder Masturbation und/oder ungeplant (z.B. während des Schlafs) herbeigeführt wurde
- Die Symptome treten immer oder nahezu immer auf, z.B. in mehr als 90% der Fälle
- Die meisten der genannten Symptome dauern ungefähr 2-7 Tage
- und verschwinden relativ plötzlich.
POIS wurde als seltene Erkrankung von der Amerikanischen National Institutes of Health (NIH) und der Europäischen Orphanet anerkannt. Im ICD-10 und DSM-5 ist POIS (noch) nicht aufgeführt.
QUELLEN.
[1] Waldinger, M. D., Meinardi, M. M. H. M., Zwinderman, A. H. & Schweitzer, D. H. (2011). Postorgasmic Illness Syndrome (POIS) in 45 Dutch Caucasian Males: Clinical Characteristics and Evidence for an Immunogenic Pathogenesis (Part 1). The Journal of Sexual Medicine, 8(4), 1164-1170. https://doi.org/10.1111/j.1743-6109.2010.02166.x ( www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21241453 )
[2]
Waldinger, M. D. & Schweitzer, D. H. (2002). Postorgasmic Illness Syndrome: Two Cases. Journal of Sex & Marital Therapy, 28(3), 251-255. https://doi.org/10.1080/009262302760328280 ( https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11995603 )
[3] Waldinger, M. D. (2016). Post orgasmic illness syndrome (POIS). Translational Andrology and Urology, 5(4), 602-606. https://doi.org/10.21037/tau.2016.07.01 ( www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27652231 )
[0] Angaben, die auf Grundlage unserer Befragungen von Betroffenen und sorgfältiger Recherche mit wissenschaftlicher Expertise eigens ergänzt wurden (bald Qualitätskriterium nachreichen: und von mindestens 20% der befragten Betroffenen berichtet wurden)
+ Quelle für Forenbeiträge nachreichen!
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